Historie Schloss

Das Schloss Gainfarn hat eine sehr lange geschichtliche Entwicklung

Die Kernaussage über die Anfänge ist einfach: Wir wissen nicht, wann das Gainfarner Schloss errichtet wurde und auch nicht, wer es errichten ließ. Um 1200 hatten mehrere auswärtige Herrschaftsbesitzer bzw. Stifte Grundbesitz, vor allem Weingärten, in Gainfarn (bekannt sind die Namen Hartung von Schönau und Rudwin von Gainfarn - der erste, der sich nach Gainfarn nannte). Diese ließen drei Freihöfe errichten: den Steinhof - später Lackenauer Mühle genannt, den Flansenhof und ‚Das alte Schlössl’. Ob das ‚alte Schlössl’, wie manche Verfasser von Schriften über die Gainfarner Geschichte annehmen, das Gainfarner Schloss ist, kann dokumentarisch nicht belegt werden. Tatsache ist, dass der Sitz der Herrschaftsverwaltung die Burg Merkenstein war, und Gainfarn ab 1448 ebenfalls zu Herrschaft Merkenstein gehörte. Da das Dorf Gainfarn in der Folgezeit einige Male arg verwüstet wurde (1483 Matthias Corvinus; 1529 und 1532 Türken; 1606 Bocskay; 1621 Gabor; 1683 wieder Türken, wobei auch Merkenstein zerstört wurde; aus der Zeit vor 1683 gibt es kaum schriftliche Aufzeichnungen - wir kennen neun Besitzer oder Pfleger (Verwalter für den Landesfürsten) von Merkenstein - das Schloss Gainfarn wird aber nicht erwähnt. Erst nach 1683 tritt dieses Gebäude aus dem Dunkel der Geschichte. Nach der Zerstörung Merkensteins wurde die Verwaltung der Herrschaft nach Gainfarn verlegt und die logische Folgerung ist durchaus zulässig: Da in den nächsten Jahrhunderten die Herrschaft Merkenstein (nach Aufhebung der Grundherrschaft das Gut Merkenstein) immer vom Gainfarner Schloss aus verwaltet wurde und in keiner Aufzeichnung eine weitere Verlegung erwähnt wird, muss also kurz nach 1683 dieses Gebäude in seiner frühen Form errichtet worden sein oder schon bestanden haben.

Herrschaftsbesitzer waren die Grafen Dietrichstein und ab hier wird es dokumentarisch: zwischen 1763 und 1770 richtete ein Graf Dietrichstein die Bitte an den Abt des Stiftes Melk, ihm ein Stück des Pfarrweingartens abzutreten, um die Einfahrt zu seinem herrschaftlichen Gebäude in Gainfarn’ zu erweitern. 1777 wurde das Schloss erneuert.

1816 wurde es erweitert und erhielt, so ziemlich genau, die jetzige Form. Im Nebentrakt wurden Beamtenwohnungen eingerichtet, und es begann ein langer Streit um die Errichtung einer Bezirksstraße vor dem Schloss.

Die Grafen Dietrichstein waren bis 1829 Besitzer des Schlosses. Auf sie folgten 1829 - 1866 Joachim Eduard Münch Bellinghausen

1866 - 1911 hieß der Schlossherr Adolf Freiherr von Brenner-Felsach. Sein Sohn Joachim war Forscher - das bedeutete damals Reisender und Sammler - und hatte im Schloss einen Raum mit Artefakten aus Afrika und Asien eingerichtet (Diese Sammlung befindet sich heute im Völkerkundemuseum).

1911 - 1917 Familie Leopold Kern aus Wien

1917 - 1945 der deutschen Industriellen Arthur Krupp

1945 wurde das Schloss, als deutsches Eigentum, von der russischen Besatzungsmacht USIA übernommen. All diesen letzten Besitzern ging es in erster Linie nicht um das Gebäude, sondern um den dazugehörigen, ca. 5000 ha großen, Wald- und Grundbesitz.

1955 ging das Gut und Schloss in den Besitz der Republik Österreich über, und das Landwirtschaftsministerium brachte dort ab 1959 die Försterausbildung unter. 1961 - 72 gab es den Grundlehrgang der Försterschule, d.h. alle Schüler aus ganz Österreich, die Förster werden wollten, mussten ein Jahr in Gainfarn verbringen. 1972 wurde die HTL-ähnliche ‚ Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft’ geschaffen, die 1983 wegen Platzmangel in einen Neubau übersiedelte – mitsamt dem verbliebenen bislang zum Schloss gehörenden Waldbesitz von 800 ha.

Bis 1995 beherbergte das Gebäude das Institut für Bienenkunde, danach wurde es von der Gemeinde an die Familie Kallinger verkauft und 2001 wieder zurückgekauft.

Im Sommer 2001 wurden vom städtischen Bauhof und einigen Firmen Adaptierungsarbeiten durchgeführt. Bis April 2022 präsentierte sich das geschichtsträchtige Haus als Herberge unserer Musikschule. Danach wurde der Musikunterricht auf 11 verschiedene Standorte verteilt, da der Umbau- und Sanierungsarbeiten am Schloss Gainfarn begannen.

Nach einer 11/2 jährigen Umbau- und Sanierungsarbeit konnten die Schüer:innen wieder in das wunderschöne Gebäude zurückkehren.